Wenn ich nicht mehr nett mit Gott rede

Ich taumelte völlig schlaftrunken aus dem Bett und machte mich zum x-ten Mal auf den Weg zu meinem weinenden Kind. Das ging seit einigen Tagen, oder besser gesagt, Nächten schön so und ich war, milde gesagt, über die Massen erschöpft und enttäuscht über die gefühlten 798 unerhörten Gebete. Das Mass war deutlich erreicht und ich wurde richtig wütend auf Gott: „Jetzt mach doch endlich was! Ich bin zu müde und mag nicht mehr!“ (In einem sehr unfreundlichen Ton.) Das Kind wurde ruhig und wir schliefen die restliche Nacht ohne Unterbrechung.

Ähnlich wütend wurde ich als wir eine neue Wohnung suchten und uns unsere Wunschwohnung (und einzige überhaupt) vor der Nase weggeschnappt wurde. „Gott, willst du dich blamieren? Bitte schön!“ Ein paar Wochen später hatten wir die Zusage für eine Wohnung, die uns noch besser gefiel.

Es gibt eine allgemeine Vorstellung wie ein „guter Christ“ auszusehen, zu beten und sich zu benehmen hat, aber ich frage mich immer öfter, ob diese Vorstellungen überhaupt richtig sind. Einmal fragte mich mein Sohn, ob es richtig sei beim Beten die Hände geschlossen zu falten oder ob man die Hände gerade aufeinander legen sollte. Er wollte es nicht falsch machen, dabei gibt es hier kein Richtig oder Falsch. Hauptsache du redest mit Gott. Wie und ob du die Hände faltest, ist Gott schnuppe!

Auf jeden Fall ist mir aufgefallen, dass Gott auf meine gehässigen Worte sehr klar und deutlich und im richtigen Moment geantwortet hat. Er hat die Lösung geschickt und geholfen. Wut ist sicher keine Voraussetzung für eine Gebetserhörung, aber sie ist auch kein Hindernis. (Was ich über die Kommunikation zwischen meinen Kindern und mir nicht sagen kann.)

Gott scheint die Ehrlichkeit zu mögen, die alles Fromme wegreisst und uns so erscheinen lässt wie wir sind. Und wenn wir ehrlich sind, haben wir doch auch lieber ein ehrliches Gegenüber als jemand, der uns was vorheuchelt. Das ist ja das kostbare an Freunden: Wir können sein, wie wir sind und wissen uns doch geliebt und angenommen. Wer will schon etwas vorgespielt bekommen? Also, ich nicht. Und Gott scheinbar auch nicht!

Erziehung

Ich hatte den ersten Blogpost nach sehr langer Zeit schon praktisch fertig, aber heute morgen, auf dem Weg zum Einkaufen, dachte ich, nein, einfach eine Erklärung geben, warum ich gerade weniger schreibe und so ein bisschen vor mich hin klönen, das braucht niemand und erst recht nicht von mir.

Ja, ich finde Erziehung gerade SEHR herausfordernd. Und man findet auch – im Gegensatz zu den Müttern, die ganze Blogs mit den Geschichten ihrer kleinen Kindern füllen, ganz wenige Mütter oder Väter, die ehrlich darüber schreiben, was so im Alltag mit ihren Teenies abgeht. Was ich verstehe, denn, erstens, geht es immerhin um Teenager, die auch des Lesens im Internet mächtig sind, über ihre Geschichten, auf die sie selbst das grösste Recht haben, und um ihre Privatsphäre, die es wirklich einzuhalten gilt. Zweitens, wem macht es schon Spass zu schreiben, dass einem die Geduld nun endgültig ausgegangen ist, die Streitereien sich nicht mehr so schnell lösen, wie mit Vier-, Sechs- oder Zehnjährige und man schlaflose Nächte hat, weil man unter dem ganzen Stress mit den Teenies leidet – oder vielleicht liegt es doch an den Wechseljahren?!! Eben.

Aber heute brachte mich diese kleine Geschichte zum Schmunzeln:

Auf dem Küchenboden zwischen Hocker und Tür lag eine zusammengeknüllte Badehose und ein Badetuch. Ja, richtig gelesen: Küchenboden. Genau dort, wo diese Sachen nicht hingehören. Sie lagen nicht ein oder zwei Tage dort, nein, ganze fünf Tage, die mir wie fünf Wochen vorkamen,  aus dem einfachen Grund, dass sie dort nicht hingehörten und ich sie nicht wegräumen wollte, weil ich sie nicht dorthin geknallt hatte!

Da meine Kinder in letzter Zeit sehr genervt auf meine Aufforderungen ihre Sachen auf- und wegzuräumen reagieren, erlaubte ich der Badehose und dem Handtuch ein paar Tage dort liegen zu bleiben und wusste nur, dass ICH sie nicht wegräumen würde. Nur, wie bringe ich es möglichst gut an den Mann? Ganz konkret an den fast Dreizehnjährigen, der schon grösser ist als ich. Nach dem Frühstück erwähnte ich fast beiläufig, dass heute Waschtag sei und ich die Badehose und das Handtuch auch waschen könnte.

Sven: Nein, nur das Handtuch.

Ich: Dann nimmst du die Badehose mit in dein Zimmer? Oder du kannst sie auch liegen lassen. Wir müssten darüber reden. Von mir aus darf die Badehose hier liegen bleiben. Ich schlage Folgendes vor: Solange die Badehose auf dem Küchenboden liegt, ist es deine Verantwortung den Küchenboden zu putzen. Was meinst du dazu? Also ich bin dafür dass die Badehose hier bleibt!

Sven (mit einem erstaunten Grinsen auf dem Gesicht): Nein, nein, ich nehme sie jetzt gleich mit. (Was er auch unverzüglich tat.)

Wenn Erziehung und das Zusammenleben mit meinen Teenagern so klappt wie heute morgen, dann bin ich einfach nur froh und dankbar. Die anderen Momente, wo es nicht so gut klappt, gibt es eh immer wieder.

(Übrigens zeigt dieser kleine Dialog sehr deutlich, wer in unserer Familie im Moment am meisten Wörter gebraucht. Teenager können ganz schön einsilbig sein.)

(Ich gebrauche das Wort „Erziehung“ hier sehr grosszügig und mit einem Augenzwinkern. Ich empfinde nicht, dass ich meine Teenager jetzt noch erziehe. Erziehung im eigentlichen Sinn ist bei meinen Kindern abgeschlossen, immerhin wird meine Älteste diese Woche 18! Aber ich begleite sie und erhalte unsere Beziehung aufrecht und am Leben, was ich sehr wertvoll und bereichernd und manchmal auch sehr herausfordernd empfinde. In den guten Phasen bin ich von meinen Kindern begeistert, in den schwierigen versuchen wir uns einfach nur auszuhalten. Das muss dann reichen.)

Gedanken zu den US-Präsidentschaftswahlen und zu mir

Nachdem ich einen Trump-kritischen Artikel auf Facebook geteilt hatte, brach der Shitstorm über mich ein – aus den Reihen meiner eigenen US-Verwandtschaft! Die Emotionen gingen ganz schön hoch und ich hatte meine Lektion gelernt. Vielleicht fragt ihr euch, was ich nun nach dem Wahlausgang und dem inzwischen eingeschworenen US-Präsidenten denke. Ich wage mich also nochmal auf die Äste raus.

Meine Stimme ging weder an Trump noch an Clinton. Warum war ich also (fast) froh, dass Trump das Rennen gemacht hat?

Ich bin mal ganz ehrlich und sage es geradeheraus: Manchmal bin ich ganz froh, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir sie uns vorgestellt haben. Ich mag es zwar nicht, aber ich bin froh. (Eigentlich ist „ich mag es nicht“ eine krasse Untertreibung – ich hasse es und stelle in solchen Momenten Gott und die Welt immer sehr in Frage!)

Vielleicht hat es mit meiner Geschichte zu tun, schliesslich habe ich meinen ersten Ehemann an Aids verloren, vom Zweiten liess ich mich scheiden, meine Familie blieb nicht von Alzheimer verschont, gerade eben hat meine Tochter die Aufnahmeprüfung an eine weiterführende Schule nicht bestanden (was nicht ganz in die Kategorie der anderen aufgezählten Dinge passt, aber es ist gerade aktuell und auch nicht so toll). Manchmal laufen die Dinge im Leben einfach nicht so, wie wir uns das vorstellen. Manchmal kommt es nicht gut, zumindest nicht so bald, wie manche behaupten – das weiss ich aus mehr Erfahrung als mir lieb ist.

Ich empfand die US-Wahlen als Spiegel. In diesem Spiegel sehen wir uns und unsere Welt. Wir sehen die Ängste und Sorgen, wir sehen den Stolz und die Überheblichkeit, das Gute und Schlechte. Wir sehen uns selbst, aber auch unseren Nachbarn. Durch meine persönlichen Nöte sehe ich mich wieder klarer. Ich erkenne worauf ich gebaut und vertraut habe. Oft baue ich auf Umstände, suche in einem ruhigen, sicheren Leben meinen Anker, meine Gelassenheit, erkenne, dass Nebensächlichkeiten zu wichtig geworden sind.

Die Experten und Journalisten waren sich einig und so sicher, dass der inzwischen gewählte Kandidat niemals gewinnen würde – es scheint sogar als hätte der Kandidat selber nicht wirklich mit einem Wahlsieg gerechnet. Daher kam mir bei diesem Wahlausgang vor allem Folgendes entgegen: Wir haben es nicht im Griff. Wir haben so sehr auf das vertraut, was wir vermeintlich wissen und von Herzen hofften, aber ganz ehrlich: Was wissen wir schon?! Und vielleicht ist deshalb dieser Wahlausgang gut, denn Überheblichkeit führt bekanntlich zum Fall.

Es ist immer heilsam sich bewusst zu werden, dass sich vieles unserer Kontrolle entzieht. Wir haben viel Weniger im Griff als wir meinen. Das führt mich persönlich einerseits zu einer grossen Dankbarkeit für alles Gute in meinem Leben, was so oft selbstverständlich geworden ist. Andererseits lerne ich, mich nicht um die Dinge zu sorgen, die ich nicht beeinflussen kann. Ich kann getrost im Wissen ruhen, dass es einen gibt, der es im Griff hat. Und egal was kommt, ich bin nicht allein.

Wir vergessen ja so schnell und deshalb brauchen wir ab und zu einen Spiegel. Und auch wenn der Spiegel Dinge zeigt, die nicht schön sind, sind sie sichtbar geworden sind. Deshalb bin ich froh.

Der sicherste Ort

Sie schüttete ihr Herz aus – ich hörte nur zu. Und es kam alles raus. Der ganze Frust der letzten 25 Jahre über Tiefschläge, Krankheit, Enttäuschungen, gekündigte Freundschaften, das Alleinsein, ihr Fehlverhalten, es immer kurz vor dem Ziel doch nicht zu schaffen, das Krampfen und die Studienschulden. Und sie stellte die Frage: Warum das alles? Ist es das Böse, dass mich lahmlegen will? Ist es Gott, der aus mir einen besseren Menschen machen will? Liegt es an mir und meinem ganz persönlichem Versagen? Ich hatte keine Antwort auf ihre Fragen und zum Glück erwartete sie auch keine.

Ich habe echt keine Ahnung, warum das Leben manchmal so scheisse ist. Es kann alles sein. Das Böse, das Gute, ich oder der Lauf der Dinge in der Welt. Schlechtes, Unfälle, Natur- und andere Katastrophen passieren. Menschen werden krank und sterben. Das ist eine Tatsache. Und wir fragen uns warum.

Als Teenager hörte ich einige Referate und Predigten über diese Thema und immer war das Fazit: Frage nicht warum, frage wozu. Ich habe das nie verstanden. Ich verstehe es heute nach 30 Jahren immer noch nicht. In all den Schwierigkeiten, die mir im Leben bisher begegnet sind, hat mir die Frage nach dem Wozu nicht geholfen. Was mich hingegen immer beschäftigt hat, war die Frage nach dem Wo: Wo finde ich Kraft für einen weiteren Tag? Wo finde ich Halt, wenn alles Bach ab geht?

Ich glaube an „The Force“; die Macht, die alles hält und erhält. Die manches zulässt und anderes verhindert. Die alles weiss und alles kann, aber nicht immer alles tut, was ich mir wünsche. Im Gegensatz zu mir hat „The Force“ den Überblick und entgegen unserer leisen Vermutung schliesslich doch alles im Griff. Ich muss oft ganz still werden, um zu erkennen, dass „The Force“ da ist, weil sie sich nicht aufdrängt. Auch in meinen tiefsten Momenten war „The Force“ die beschützende Hand, das letzte Rettungsseil, der feste Anker meiner Seele, der sicherste Ort für meine Zweifel und Fragen.

Auf den Wortschwall der Enttäuschung meiner Freundin sagte ich nur einen Satz: „Es ist sehr gut, dass du das alles gesagt hast.“ Sie wandte ein: „Nun, ich würde sagen es ist OK, dass ich dass alles gesagt habe.“ Aber ich war hartnäckig: „Nein, ich bestehe auf die Formulierung ‚sehr gut‘, weil es deine Gefühle sind und warum solltest du nicht zu deinen Gefühlen stehen und sie ausdrücken dürfen?“ In unserem verdrehten Denken meinen wir besonders geistlich zu sein, wenn wir so tun, als würden wir uns nie über das aufregen, was Gott zulässt. (Gott wundert sich wahrscheinlich sehr darüber warum wir uns solche Mühe geben ihm gegenüber nicht zu unseren wahren Gefühlen zu stehen.)

Zwei Tage später rief mich diese Freundin wieder an und sagte: „Du hast auf meine Tirade über Gott und das Leben das Beste gesagt, was du hättest sagen können.“

Und ich war einfach nur froh, dass manchmal überhaupt was aus meinem Mund gekommen war.

Wie sollen wir leben?

Er sagt es in deutlichen Worten:

Teilt das was ihr habt mit denen, die nichts haben.

Verlangt den fairen Preis für eure Ware, Dienstleistung oder Arbeit.

Missbraucht eure Position nicht, um euch zu bereichern oder um Macht über andere auszuüben.*

(Hier sprach der Prediger Johannes, der Cousin von Jesus, der Menschen zur Umkehr aufrief und sie taufte.)

Obwohl diese Worte aus der Bibel sind, wirken sie auf den ersten Blick nicht besonders geistlich. Viele Menschen, unabhängig ihrer Religion oder ihres Glaubens, sogar Menschen, die vorgeben ganz ohne Glauben leben, würden diesen Dingen zustimmen. Ist so ein Lebensstil überhaupt wichtig? Warum wird das hier so betont?

Der Glaube ist scheinbar kein Konstrukt, welches sich nur auf einer transzendenten, geistlichen, unsichtbaren und innerlichen Ebene abspielen soll, sondern auch immer eine sichtbare, praktische Seite haben muss. Wenn schon ein Glaube, dann muss dieser sichtbar, erlebbar und umsetzbar sein! Das ist ein ganz schön hoher Anspruch. Aber Gott gibt sich nicht mit weniger zufrieden.

Das sollte uns uns nicht unter Druck setzen, sondern ermutigen unser Leben gemäss diesen Richtlinien zu leben: Teilen, fair sein und demütig bleiben. Es geht im Leben als Christ immer um das Miteinander von Glauben und Tat. Gott ist ein praktischer Gott. Er will uns keinen Glauben aufzwingen, der sich nur in Gedanken abspielt, nein, er will uns helfen das Leben zu bewältigen und nicht nur zu überleben, sondern auch noch gut zu leben. „In der Fülle“** heisst es dann. Und auch dieses „in der Fülle“ bezieht sich auf verschiedene Ebenen. Es kann sich auf das praktische, sichtbare, äussere Leben, in dem wir gerne genug haben (oder noch mehr, wenn’s geht, danke sehr) beziehen oder aber auf unser inneres Leben, ganz besonders dann, wenn wir auf einer gesundheitlichen, finanziellen oder sonstigen äusseren Ebene angeschlagen sind und innerlich mit unseren Lebensumständen ringen. Dann braucht unserer innerer Mensch diese Fülle und findet sie auch in der Ruhe beim guten Hirten, der sagt: „Dort wo du bist, da bin ich bereits. Dort wo das Tal dunkel und bedrohlich ist, da bin ich bei dir. Du bist nicht allein. Wir schaffen das gemeinsam. Nur Mut. Ich bin bei dir.“***

*zu finden in der Bibel (Neues Testament, Lukas Kapitel 3, Verse 11 bis 14)

**zu finden in der Bibel (Neues Testament, Johannes Kapitel 10, Vers 10)

***Und der Rest vom Vers aus den Psalmen heisst: Dir wird nichts mangeln.

Sonntagmorgenradio

Ich bin keine regelmässige Radiohörerin. Ich weiss gar nicht wann ich Radio hören soll und weil ich Zuhause arbeite, kommt es mir Zuhause auch nicht in den Sinn. Seit einigen Jahren höre ich also im Auto Radio und nutze vor allem die Fahrten für und mit den Kindern, um mich über die neusten Hits und Nachrichten zu informieren – auch am Sonntagmorgen auf dem Weg in den Gottesdienst, obwohl ich normalerweise die Ruhe als Vorbereitung auf den Gottesdienst schätze. Aber als ich wieder einmal am Sonntagmorgen mit dem Auto unterwegs war, liefen im Radio ein paar Lieder, die mich zu meiner grossen Überraschung total auf den Gottesdienst eingestimmt haben:

  1. Leider weiss ich nicht mehr wie das erste Lied hiess, aber es ging um Ferien. Wenn ich an die grossen Sommerferien denke, denke ich an den Himmel. Der englische Autor C.S. Lewis (die Narnia-Bücher sind von ihm) hat das Leben mit einem Schulsemester verglichen. Am Anfang des Semesters liegt noch so viel Arbeit vor einem. Tage, Wochen, Monate von neuem Stoff, von Lerneinheiten, von Prüfungen. Mitten im Semester haben wir schon einiges gelernt, aber es wird uns auch bewusst, wie viele Kapitel noch vor uns liegen und dann gibt es noch die Prüfungen und Tests. Auf manche können wir uns vorbereiten, andere treffen uns unvorbereitet. (So ist doch das Leben, nicht?) Aber nach dem Leben auf der Erde kommt das Leben in der Ewigkeit. Im Himmel fangen die Ferien an, die langen Sommerferien, sozusagen, die vor einem liegen, als würden sie eine Ewigkeit dauern (was auf die Ewigkeit im Himmel dann tatsächlich zutrifft!) Das sind doch tolle Aussichten. Es ist die Hoffnung auf diese Zeit in der man sich nicht mehr mit dem Alltäglichen, mit dem Schweren, mit den Prüfungen, mit den Enttäuschungen, mit Ungerechtigkeiten und Schmerzen rumschlagen muss. Der Himmel ist eine wunderbare Hoffnung.
  2. Cold Play: The Scientist: „take me back to the start“. Ich möchte immer wieder an den Anfang zurück. Und der Anfang ist die Liebe. Die Liebe zieht uns an und lässt uns nicht mehr los. Die Liebe ist die Kraft, die uns durch trägt. Die Liebe ist die Hoffnung auf den Himmel, aber noch mehr: Im Jetzt ist es die Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben (während des Schulsemesters, welches wir alle absitzen müssen).
  3. Adam Lambert: „Whataya Want from Me“. Das ist ja die grosse Frage. Was willst du von mir? Das fragen wir einander und das frage ich manchmal auch Gott. Und Gott fragt mich das auch. Und dann muss ich durch die Oberflächlichkeiten sieben um an das wirklich Wichtige zu kommen. Das kann einen Moment dauern. Aber es lohnt sich darüber nachzudenken.
  4. MoTrip: So wie du bist: „bleib so wie du bist“: Ob du so bleiben musst/darfst/sollst, wie du bist, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber ganz sicher weiss, ist dass du so geliebt bist, wie du bist. Du bist angenommen, so wie du bist. Es gibt diesen Vater Gott tatsächlich, der dich ganz und völlig annimmt, so wie du bist.

Über Vorsätze

Der Beginn eines neuen Jahres ist ein guter Zeitpunkt sich etwas vorzunehmen. Es endlich in Angriff zu nehmen, sein Leben zu ändern. Sagt man. In Wirklichkeit ist jeder Tag, sogar jede neue Stunde, vielleicht sogar jeder neuer Atemzug DIE Gelegenheit einen Entschluss umzusetzen. Kürzlich las ich einen Bericht über einen Pornostar, der mitten am Tag, mitten im Jahr, den Entschluss fasste seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Er hat glücklicherweise nicht auf Silvester gewartet. Ein alter Bekannter hat vor einigen Monaten auf Facebook gepostet, dass er es schon eine Woche lang ohne Zigaretten geschafft hatte! Cool! Es war weder Silvester, noch Ostern, noch Advent… er hat es einfach umgesetzt.

Ich fühle mich durch Silvester oder die Fastenzeit vor Ostern immer etwas unter Druck gesetzt. Jetzt oder nie. Alles oder nichts. Und meistens fehlt mir auch der richtige Antrieb. Nur weil Silvester oder Fastenzeit ist – das ist für meinen inneren Schweinehund nicht genug. Meine Motivation kommt meistens aus dem Alltag heraus.

Bei zu wenig Bewegung werden meine Beine kribbelig und ich weiss, regelmässiges Joggen ist angesagt. Zu viel Süsses in den letzten Wochen genascht – zack, ich entscheide mich spontan, aber mit Überzeugung, die nächsten sechs Tage auf Zucker und Süsses zu verzichten.

Irgendwie funktioniert das für mich. Das Leben ist zu kurz und zu kostbar, um mich ständig darüber zu schämen, dass ich meine Vorsätze nicht halten kann. Lieber integriere ich die kleinen und notwendigen Schritte in meinen Alltag und freue mich darüber, dass ich es meistens schaffe und immer wieder einen Anlauf nehmen darf.

Auf ein frohes 2017!

Die Krippe

(Wir schreiben das Jahr 2009. Meine Kinder sind 10, 8 und 5.)

Die Kinder haben die Krippe aufgestellt.

Alle Figuren stehen im Kreis um das Jesuskind im Futtertrog.

Maria, Josef, die Könige, die Hirten, ja, sogar die Schafe stehen in diesem Kreis – alle sind ausnahmslos auf Jesus ausgerichtet.

Ich habe mir überlegt die Figuren neu aufzustellen: Maria und Josef ganz nah bei Jesus, die Könige etwas weiter weg, die Hirten von der anderen Seite herkommend, ein paar Schafe hier und da verstreut…

Doch ich entscheide mich die Figuren genau so zu lassen, wie die Kinder sie hingestellt haben. Es wird mich daran erinnern, dass ich so leben will, dass ich ganz auf Jesus ausgerichtet sein möchte, nicht abgelenkt, nicht äusserlich schön für’s Auge, nicht „so wie man es macht“, nicht nach anderen Massstäben als allein seine unendliche Liebe und Gnade, die uns in diesem kleinen Baby so nahe gekommen ist.

Keine Antworten

Hat es mit dem Älterwerden zu tun? Mit den Hormonen? Mit der Lebensrealität? Mit der Lebenserfahrung? Das Vokabular vom Reich Gottes im Hier und Jetzt von den Träumen, den Visionen, der Herrlichkeit, den Wundern, der Befreiung und wie die Schlagworte alle heissen, die uns jahrelang begleitet haben, all diese Begriffe reichen nicht mehr aus und werden dem Leben, wie ich es erlebe nicht mehr gerecht. Zu der jugendlichen Euphorie genau am richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, wo Gott uns gebrauchen will, um sein Reich zu bauen, gesellt sich der graue Alltag von dem kaum einer spricht. Wann hören wir, dass wir im Büroalltag oder zwischen Windeln und Küche oder in der Auseinandersetzung mit aufmüpfigen Teenagern Reich Gottes bauen? Dass wir genau dann, wenn wir Zahlen auf dem Blatt hin und her schieben oder die Wäsche zum Trocknen aufhängen einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung von Gottes Vision für unser Leben leisten? Und doch muss es so sein, denn unsere erste Aufgabe, so banal es tönt, ist zu leben. Gott hauchte Adam Leben ein – wozu? Um zu leben. Und zu diesem, unserem Leben gehören genau diese alltäglichen Dinge.

Dazu kommt die harte Realität, dass wir hier auf der Erde leben und eben noch nicht im Himmel. Das bedeutet Not und Leid in Form von Krankheit, zerbrochenen Beziehungen, Ungerechtigkeit, Missbrauch, Rechnungen, die bezahlt werden müssen aus einem Konto, welches rot aufleuchtet, weil gar nicht genug zum Leben eingezahlt wurde. Wo, wo, ach wo, ist hier Reich Gottes? Wir leben im „schon – und noch nicht“, in der Zeit zwischen Verheissung und Erfüllung, wobei einige Verheissungen schon jetzt erfüllt werden, aber noch nicht alle. Wann wissen wir „damit muss ich leben“ oder eben nicht? Wann ist es Zeit sich zu wehren, wann Zeit zu schweigen?

Ich habe keine eindeutige Antworten mehr. Ich bin mir inzwischen auch nicht mehr sicher, ob es auf dieser Seite der Ewigkeit überhaupt eindeutige Antworten gibt. Vielleicht ist genau dieses Dilemma Gottes Antwort auf unsere Forderung immer und für alles jetzt sofort eine Antwort zu haben. Es zeigt mir zumindest, dass die Welt, die sichtbare sowie die geistliche, dass der Mensch, dass Gott nicht so schwarz-weiss ist, wie ich es immer dachte und mir zu oft gepredigt wurde. Es zeigt mir, dass wir weder die Welt, noch die Menschen und schon gar nicht Gott im Griff haben. Es zeigt mir, dass wir ganz klein und unwissend sind und Gott in Dimensionen anders ist, die wir uns gar nicht vorstellen können.

Vielleicht ist es an der Zeit ein neues Vokabular zu lernen und unseren Wortschatz zu vergrössern. Mit 50 ist es noch nicht zu spät, so sagt man jedenfalls. Ich möchte die Worte lernen, die in der Not, sei sie körperlich, materiell oder geistlich, einen Sinn finden, eine Zukunft, eine verborgene Schönheit und Stärke entdecken. Worte, die Hoffnung geben, auch wenn es dunkel oder still bleibt und sich auch gar nichts zum Guten verändert.

„Du bist nicht allein“ ist ein solches Wort. Zu Schweigen ist auch ein Wort. Zu wissen, wann das Eine, wann das Andere dran ist, ist Weisheit.

Ein Reden am See

Es gibt einen Psalm – das sind Lieder –  in der Bibel (Kapitel 46), der mich vor einigen Wochen gepackt hat – ausserdem ist er für ‚hohe Frauenstimmen‘ geschrieben, aber ich bin sicher, dass sich Männer auch angesprochen fühlen dürfen. Darin ist die Rede von Gott als Helfer, als Zuflucht und Schutz und dass er uns in Zeiten der Not seine Hilfe schenkt.

In diesem Lied kommt zum Ausdruck, dass Gott mit uns ist, auch wenn die Erde bebt, sodass Berge im Meer versinken – also krass – auch wenn die Wellen tosen und brausen, aber weil er so ein starker Gott und so um uns bemüht ist, werden wir von dem Chaos um uns herum nicht erschüttert und auch nicht verschüttet. (Ich weiss aus Erfahrung, dass es sich manchmal so anfühlt.) Am Schluss werden wir aufgerufen zu erkennen, dass er Gott ist und über allem steht.

Nun, wenn ich diesen Gott wirklich beim Wort nehme, müsste ich still werden und vertrauen. Aber kann ich wirklich vertrauen? Das ist so leicht gesagt und so schwierig umzusetzen. Ich kann wohl mit Worten sagen, dass ich Gott vertraue, aber wenn ich mich in Sorgen verliere, vertraue ich nicht wirklich.

Vor ein paar Tagen sassen die Kinder und ich am Tisch und merkten, dass wir uns alle zu viele Sorgen machten. Die Kinder machten sich Sorgen um ihre Zukunft, was sie als Beruf wählen sollen, ob sie überhaupt eine Arbeitsstelle finden würden, wie es in der Lehre weitergeht … und ich machte mir Sorgen um meine Kinder und wie ich mit all dem fertig werden sollte, was noch so alles auf uns zukommen würde. (Irgendwann muss es doch besser werden, oder???)

Überhaupt merkte ich, nachdem ich in letzter Zeit öfters mit schwierigen Situationen konfrontiert wurde, dass ich inzwischen in der Angst vor dem nächsten Hammerschlag lebe. Und, nein, so möchte ich nicht leben. Ich würde gerne schreiben, dass ich mich täglich gegen die Angst entscheide, aber ganz ehrlich, das schaffe ich nicht immer. (Nicht immer, aber immer öfter ;-)

Was ich dagegen wieder regelmässiger mache, ist mir bewusst zu werden, wofür ich dankbar bin. Und manchmal begegnet mir Gott ganz unverhofft, wenn ich es am wenigsten erwarte, wie neulich am See.

Ich war Joggen und die meisten Enten ruhten noch auf dem Sand. Kaum war ich am See angekommen, flog auch schon der Reiher über meinen Kopf und landete im seichten Wasser. Ich haben dem Reiher einen Namen gegeben: Mr. Heron. (Ich begrüsse ihn nämlich immer mit Namen.) Meine Gedanken kreisten um meine prekäre finanzielle Situation und um alles andere, was eine Familie mit drei Teenagern so beschäftigt. Ich muss kaum erwähnen, dass diese Gedanken nicht sehr erholsam waren. Aber da fing Mr. Heron schon an mit seinen langen, dünnen Beinen durch das Nass zu schreiten und sein Frühstück zu suchen. Ich grinste und hatte die Botschaft verstanden.

„Siehst du? Den Reiher und die Enten, die Spatzen und die Meisen, die versorge ich, schon früh am morgen. Du und deine Familie sind mir so unendlich mehr kostbar. Lass los und vertraue darauf, dass ich euch weiterhin versorgen werde, nicht nur mit Finanzen, sondern mit allem, was du jeden Tag brauchst: Weisheit, Geduld, Freude, Gutes, Entspannung, Freunde.“ Ende der Durchsage

„Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.“

(aus der Bibel; Psalm Kapitel 46 Vers 6)