Das Personal

Das Personal ist auch nicht mehr das, was es mal war. Nehmen wir nur mal heute unseren Alltag unter die Lupe:

Zuerst hat es meine Sekretärin versäumt, mich über den heutigen Schulausflug von Sven zu informieren. Mein Sohn hätte nämlich schon um 7.50 h in der Schule sein sollen und nicht erst um 8.15 h wie üblich. Zum Glück hat die Lehrerin um 7.55 h angerufen und nachdem Kristina und ich (also vor allem ich), wie ein kopfloses Huhn herumgerannt bin, in der Hoffnung das Info-Blatt doch noch zu finden… also Sven hat es grad noch geschafft die Klasse auf ihrem Marsch zur Tramhaltestelle einzuholen (mit nichts als Brot und Wasser im Rucksack, aber immerhin, er war dabei). Aber ich bin mir noch nicht sicher, ob die Sekretärin bleiben darf.

Und dann erst die Köchin! Sagte sie hätte so viel Arbeit und tischte uns doch sage und schreibe Ravioli aus der Dose auf! (Ganz unter uns, das habe ich zum ersten und letzten Mal gegessen und den Kindern hat es auch nicht sonderlich geschmeckt.) Der frische Blattsalat hingegen war sehr gut, also geben wir ihr noch eine Chance.

Was die Putzfrau bei uns macht, ist mir nicht ganz klar. Was sie nicht macht, ist allerdings deutlich zu sehen: Stroh und Heu (die Kinder haben am Wochenende im Stroh auf einem Bauernhof geschlafen) haben sich inzwischen in jedem Winkel unserer Wohnung verkrochen, die Krümmel haben sich unter dem Esstisch verkrümelt und das Badezimmer, das Badezimmer (!) da fang ich erst gar nicht an, weil – das wollt ihr nicht wissen. Ich vermute mal, dass es der lieben Putzfrau auch nicht mehr ganz wohl ist. Ich habe sie nämlich am Sonntag dabei erwischt, wie sie den Küchenboden geputzt hat. Wo das doch ihr freier Tag ist! Und inzwischen habe ich das Bad selber geputzt.

Die Fitness-Trainerin lässt sich seit längerem nicht mehr blicken. Vermutlich war ich zu langsam beim Joggen.

Und das Kindermädchen gab am Abend kleinlaut zu, dass sie keine Ahnung habe, wo sich meine Tochter aufhielt, als wir essen wollten.

Über die nette Dame, die unsere Wäsche besorgt, habe ich allerdings nur Gutes zu berichten. Die behalten wir ganz sicher. Irgendwie schafft sie es in diesem Chaos ihre Arbeit regelmässig und ruhig zu verrichten. Erstaunlich. Über die Skijacken, die seit letzten Winter darauf warten, gewaschen zu werden, schaue ich grosszügig hinweg. Ich bin ja nicht so und gutes Personal ist ja so schwer zu finden.

Vom Regen zum Segen

Die Predigt vom Sonntag hat mich an folgendes Erlebnis erinnert:

Meine Töchter haben am Auffahrtswochenende mit ihrer christlichen Pfadfindergruppe (Royal Rangers) gezeltet. Als wir am Morgen ihrer Abreise am Frühstückstisch sassen, erwähnte ich, dass sie ihre Gummistiefel mitnehmen sollten, da es sehr wahrscheinlich regnen würde, aber bis das Frühstücksgeschirr im Geschirrspüler, die Nutella im Küchenschrank, die Wanderschuhe an den Füssen, das Gepäck (Rucksack, Schlafmätteli und Schlafsack) und die Kinder im Auto waren, war der Gedanke an die Gummistiefel weit, weit weg.

Als es dann schon in der ersten Nacht wie aus Kübeln goss, wachte ich auf und ärgerte mich grün und blau. Warum haben wir vergessen die Gummistiefel einzupacken? Da hätte doch wirklich jemand daran denken können, meiner Meinung nach natürlich die Kinder, da ich ja schon überhaupt an die Gummistiefel gedacht habe! Aber nein, es läuft wie so oft: ich sage was, keiner reagiert drauf – und nachher bin ich schuld! Das kennen wir doch inzwischen.

Ich ärgerte mich so vor mich hin, bis ich merkte, dass die Chancen wieder einzuschlafen durch meinen Ärger verschwindend klein geworden waren. Und überhaupt, was würde mein Ärger daran ändern? Erraten: gar nichts. Also musste eine Strategie her. Ich hörte dem Regen zu und dachte daran, wie ich oft bei Regen betet: Gott, schicke deinen Segen, wie diesen Regen, der vom Himmel herunter strömt und alles, aber auch alles durchtränkt. Lass deinen Segen genauso auf unser Leben strömen, damit wir dich sehen,  hören,  spüren,  erleben, völlig durchtränkt werden von allem, was von dir kommt. (Das kann nur gut sein!) Also legte ich los: Gott, lass deinen Segen, wie diesen Regen, auf meine Mädchen hinab strömen, damit sie eine gute Zeit erleben und trotz nassen Füssen das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren, damit sie Freundschaften schliessen und Freundlichkeit erleben, damit sie lernen, was Hilfsbereitschaft ist und was es bedeutet dich und andere zu lieben, damit sie erleben, wie du ihnen begegnest und sie sehen, wie du bist, usw.

Der Regen wurde zum Segen, mein Ärger verwandelte sich in Ruhe und mit diesen friedvollen Gedanken schlief ich bald ein.

P.S. Das Predigtthema von Joachim Schmid im Christlichen Zentrum Silbern vom Sonntag, den 15. September 2013 war „Sieg in den Gedanken“. Die Predigt ist unter www.czs.ch/gottesdienste/predigtarchiv zu hören.

Vom Knabenschiessen zur Hausfrau

Vor einigen Jahren fragten mich die Kinder warum der Zürcher Feiertag Knabenschiessen „Knabenschiessen“ heisst und irgendwie kamen wir auf die Bedeutung und Wertschätzung der Frau in der Gesellschaft zu sprechen. Dass Frauen weniger wert sein sollten als Männer, war ihnen ein völlig fremdes Konzept – halleluja! Ich erklärte, dass Frauen früher keine wichtigen Arbeiten und Berufe ausüben durften, worauf sie ganz entrüstet entgegneten: Aber Haushalt ist wichtig! Touché. Sie merken also doch, was ich den ganzen lieben langen Tag mache.

Als (Haus) Frau und als ihre Mutter bin ich dafür verantwortlich, dass ein grosser Teil ihres Lebens in geregelten Bahnen abläuft, dass es bei uns sauber und aufgeräumt ist (zugegeben, das mit dem ‚aufgeräumt’ ist immer wieder eine grosse Herausforderung), dass sie zu geregelten Zeiten gesunde Mahlzeiten zu sich nehmen, dass ihre Wäsche gewaschen wird, dass sie, trotz allen Protesten, zu vernünftigen Zeiten Schlafen gehen usw., und auch, dass sie langsam lernen dazu beizutragen, um es später selbst umsetzen zu können. Was für eine wichtige, wertvolle und (trotz aller damit verbundenen Arbeit) schöne und sehr praktische Aufgabe wir als Mütter und Hausfrauen haben. (Und das ist nur ein Teil unserer Aufgabe.) Wir investieren in die Zukunft!

Ich bin weit weg von der perfekten Hausfrau. Ich habe schon immer meine Nase lieber in ein Buch gesteckt als in die Küche. Manchmal sammeln sich die Staubmäuse glücklich und zufrieden in den Ecken, gelegentlich geht ein Gericht völlig daneben, so dass ich niemandem mein Essen zumuten will und es kommt vor, dass die ungebügelte Wäsche sich wie der schiefe Turm von Pisa in die Höhe reckt. Gerade deshalb denke ich voller Stolz und Dankbarkeit an den Moment zurück, als mir meine Mutter sagte: „Sonja, du bist trotz allem eine ganz gute Hausfrau geworden.“ Danke, Mom.

The Richest Girl in Town

Und da wir schon vom Geld und Luxus reden, noch dies:

Als ich diesen Sommer mit meinen beiden Mädchen, eine auf jeder Seite, durch die Strassen von Oerlikon schlenderte, war ich einfach nur stolz. Stolz auf meine beiden Töchter, die so mutig und stark durchs Leben gehen und so wunderbare Menschen sind. Und ich war froh. Froh, dass ich sie beide so sehr mag und so gerne mit ihnen zusammen bin.

Von diesen Schätzen umgeben, fühlte ich mich, wie die reichste Frau in Zürich. (Und das bin ich, glaub, wirklich!)