Also, ganz ehrlich, das Bild vom kleinen Engel- oder Teufelchen, der einem auf der Schulter sitzt und einem Gutes oder Böses zuflüstert, fand ich schon immer etwas lächerlich. Aber diese Stimmen im Kopf, die kenne ich. Gerade erst heute beim Joggen schmunzelte ich darüber, wie ich mir zu allem und jedem meine Gedanken mache; zum zertretenen Blatt auf dem Asphalt genau so wie zu den Menschen, die mir auf meiner kurzen Tour begegnen.
Zum Beispiel die Mutter, die mit ihren zwei kleinen Kindern am Seeufer spazieren ging. Zuerst fielen mir ihre Stiefel auf: Schwarz-weiss gekringelte Gummistiefel – herrlich schön. Deshalb lächelte ich sie an, als ich an ihr vorbei kam und sie lächelte zurück, mit einem Lächeln, das noch tausend Mal schöner war als ihre Stiefel. Möge sie die Menschen um sich herum mit diesem wunderschönen Lächeln jeden Tag wieder neu beglücken.
Und dann der Mann, der mit seiner bunten und sehr grossen Einkaufstasche auf dem Weg zur Tramhaltestelle war. Als er von weitem sah, das sein Tram schon unterwegs war, spurtete er los und innerlich feuerte ich ihn an: Ja, renn, du schaffst das!
Und dann höre ich diese Stimme im Kopf (und im Herzen):
„Siehst du? So sehe ich dich auch.
Ich sehe die kleinen Dinge, das Lächeln, das andere glücklich macht und das meine Freundlichkeit widerspiegelt.
Ich sehe, wie du Zeit vertrödelst und dann auf’s Tram rennen musst. Hörst du mich rufen? Du schaffst das!
Ich sehe sogar das zertretene Blatt und bestätige dir: Zerbrochenheit schliesst Schönheit nicht aus.
Wenn du die Augen und dein Herz aufmachst, siehst du meine Freundlichkeit im Lächeln einer Mutter, meine Ermutigung im Spurt eines Mannes, meine Güte in einem Blatt.“
Ich sag’s ja: Er sieht und er weiss.