Monatsblatt März 2020 für die Taubblinden-Hilfe
Gottes Gedanken sind höher
Onkel Johannes ist gehörlos geboren. Drei seiner Geschwister waren hörend. Zwei Geschwister waren wie er, gehörlos. In seiner Kindheit hat er viel Schönes, aber auch viel Schweres erlebt. Die Kindheit mit seiner Familie auf einem Bauernhof war trotz Gehörlosigkeit unbeschwert. Im Alter von 7 Jahren kam er auf eine Gehörlosenschule 200 km entfernt vom Elternhaus. Dort lernte er sein erstes Gebet: Gott ist gut. Amen.
Dann fing der zweite Weltkrieg an. Der kleine Johannes überlebte einen Bombenanschlag bei dem viele andere Kinder starben. Der Vater wurde als Soldat in den Krieg eingezogen. Die Mutter musste mit den 5 Kindern fliehen. Sie überlebten die Flucht über einen gefrorenen Meeresteil in einem Pferdewagen, mussten sich im Wald verstecken und waren einige Zeit in einem russischen Gefangenenlager. Durch ein Wunder wurden sie in Niederbayern wieder mit dem Vater vereint, der im Krieg verletzt worden war. In Ostpreussen hatte die gefährliche Reise angefangen – nun waren sie in Niederbayern angekommen. Dort bekamen sie zum ersten Mal seit Monaten ein Bad, warmes Essen und konnten in einem Bett einschlafen.
Als die Fliegerbombe explodiert ist, hat sich der kleine Johannes gefragt, warum gerade sein Leben bewahrt blieb.
In der Bibel steht:
Wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch meine Wege viel höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Jesaja 55,9
Wir verstehen Gottes Wege nicht immer. Manchmal fragen wir uns, was sich Gott überhaupt denkt. Wie kann ein guter Gott so viel Leid zulassen. Krieg, Zerstörung, Krankheit, Taubblindheit und Tod? Onkel Johannes hat nicht verstanden, wie das alles zusammenpasst.
Ich erzähle nächsten Monat wie der Lebensweg von Onkel Johannes weiterging.