Das sind wir alle

Alice: „Glaubst du, ich habe den Verstand verloren?“

Vater: „Ich fürchte, ja. Du bist übergeschnappt, hast eine Meise, bist nicht ganz bei Sinnen. Aber weißt du was? Das macht die Besten aus!“ (Alice im Wunderland)

 

Kürzlich im Supermarkt meines Vertrauens.

Eine Mutter: Zucchetti haben wir gern; suchen wir eine kleinere Packung.

Ihr Teenager-Sohn: Gell, ich bin immer noch psychisch krank?

Ich (nur in Gedanken): „Mein Lieber, vielleicht bist du noch psychisch krank, aber weisst du was? Das macht gar nichts. Wir haben alle irgendwo einen Sprung in der Schüssel. Einige verstecken es einfach etwas besser als andere.

Das Leben ist manchmal sehr hart und brutal. Was uns im Leben begegnet und womit wir fertig werden müssen, können wir selten steuern oder kontrollieren. Manchmal müssen wir lernen mit einer Not zu leben. Manchen Menschen gelingt das einigermassen, anderen gelingt es gar nicht und sie brauchen Hilfe und Werkzeuge, um überhaupt zu überleben. Das kann eine Klinik sein, ein Medikament oder es können auch andere Menschen sein, die jemanden auffangen und tragen. Aber so ganz alleine gelingt es uns, glaube ich zumindest, nicht wirklich.

Manchmal wird einem alles zu viel. Pubertät, Entscheidungen, Beziehungen, Familie, Schicksale. Das Leben ist nicht einfach und wird auch mit dem Alter nicht wirklich einfacher. Manchmal findet man nicht mehr alleine aus dem Nebel heraus. Manche Menschen verdrängen oder betäuben die Not, was aber langfristig nicht hilfreich ist. Oft sind die „kranken“ Menschen diejenigen, die auf das reagieren, was in der Welt krank ist. Sie sind „zu sensibel“. Es ist auch wirklich schwierig eine Not oder einen Schmerz auszuhalten und kann uns krank machen.

Vor allem aber brauchen wir einander. Wir können einander den Rücken stärken und einander in Verständnis begegnen. Wir können die Messlatte etwas tiefer ansetzen und Menschen Raum zum Atmen geben, Fesseln lösen und vermitteln: Ich seh dich. Du bist gut genug. Du bist wertvoll. Du bist geliebt. Ich mag dich.“

Am liebsten hätte ich den Jungen umarmt, aber das macht man hier nicht so und ich bin für so etwas auch viel zu schüchtern. Aber im Herzen hab ich ihn ganz fest gedrückt.

Alice: „Glaubst du, ich habe den Verstand verloren?“

Vater: „Ich fürchte, ja. Du bist übergeschnappt, hast eine Meise, bist nicht ganz bei Sinnen. Aber weißt du was? Das macht die Besten aus!“ (Alice im Wunderland)

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