Alles hat seine Zeit

So zwischendurch, weil mir das ganze Gerede über Trennung gerade etwas viel wird (und euch vielleicht auch), schieb ich diesen Text hinein, den ich auf dem Heimflug von unseren Herbstferien in Amerika schrieb. Wir verbrachten dort mit meiner ganzen Familie (15 Leute plus noch weitere 14 Verwandte) eine ganz wunderbare Woche am Strand und ich war anschliessend noch mit meinen Kindern bei meinen Eltern zu Besuch.

Ich schaue diskret auf die linke Hand meines Sitznachbars: ein Ring am Ringfinger. Ich atme innerlich auf. Kein Druck.

Ich schaue diskret auf meine linke Hand: kein Ring am Ringfinger. Ich seufze. So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Meine Mutter wünscht mir so sehr einen Freund, einen zukünftigen Partner. Sie versteht nicht, warum die Männer vor meiner Tür nicht Schlange stehen. Und ganz ehrlich, manchmal verstehe ich es auch nicht – andererseits bin ich manchmal genauso froh darüber, dass da keine Männer Schlange stehen. Aber ich verstehe meine Mutter.

Ich habe eine Freundin, eine alleinerziehende Mutter von zwei Jungs, der ich auch einen Freund, einen zukünftigen Partner wünsche. Ich verstehe nicht, warum die Männer vor ihrer Tür nicht Schlange stehen. Wenn ich ein Mann wäre, hätte ich mir schon lange diese wunderschöne, stilvolle, begabte, lustige, gebildete und äusserst kreative Frau geschnappt. Sie ist die beste Ferienbegleitung, die ich kenne.

Was soll man da sagen? Alles hat seine Zeit. Geboren werden, wie auch das Sterben. Das Zusammensein, wie auch das Alleinsein, einen Ring am Finger tragen, wie auch keinen Ring am Finger tragen.

Und es ist gut so. Als Alleinerziehende ohne Partner machen wir Erlebnisse, die wir sonst nicht machen würden. (Gute und schlechte, aber für etwas gut sind alle beide.) In den Worten meiner Freundin (die Schöne, Begabte und Kreative): „Eigentlich können die anderen neidisch auf uns sein und auf das, was wir durchgemacht haben…“ Das war ihre Antwort als ich ihr den Link zum Lied „Ein Hoch auf uns“ schickte und darauf hinwies, dass wir gerade durch unsere Notzeit so überreich beschenkt worden sind, besonders, aber nicht nur mit Freundschaften. Deshalb: „Ein Hoch auf uns“ und auf diese Zeit! Was wir haben, hat nicht jede(r). Und alles hat seine Zeit.