Trennungszeit 2 (oder: Ein Loblied auf Freunde)

Nachdem ich kürzlich in einem Post mit dem Titel „Trennungszeit“ auf die schwierigen und negativen Erlebnisse dieser Zeit eingegangen bin, sind mir die schönen und positiven Erlebnisse dieser Zeit eingefallen. Die positiven Erinnerungen haben allesamt mit Menschen zu tun, die mir mit ihrer Art gut getan haben und die mir Freunde waren und noch sind.

Ich habe übrigens gerade gehört, dass Elie Wiesel auf die Frage, wie er die grausame Zeit im KZ überstanden habe, geantwortet hat: „Gott und Freunde.“ Das kann ich nur bestätigen. In meiner Auflistung kommen viele Freunde vor.

Da ist mal meine Freundin, die mich zum Geburtstag immer in ein Restaurant einlädt. Das schätze ich jedes Jahr sehr, weil ich sonst nie zum Essen ausgeführt werde. Und auf diese Weise lernte ich in den letzten Jahren sogar ein paar neue Restaurants in Zürich kennen. Sie hat mir auch schon meinen Eingangsbereich mit Frühlingsblumen verschönert und oft bringt sie mir aus den Ferien etwas mit – was mich jedes Mal total überrascht, aber so gut tut, denn, so erlebe ich ganz praktisch, dass jemand an mich denkt.

Und dann meine Freundinnen aus dem Appenzellerland, die mich auch immer wieder motivieren, sei es für einen Kinobesuch, ein Essen, eine Museumsnacht. Die mir durch ihr Organisationstalent bereits ein langes Wochenende in Barcelona und Stockholm ermöglicht haben und mich dieses Jahr auf eine Wanderwoche im Jura mitnehmen. In diesen Zeiten mit meinen Freundinnen atme und tanke ich auf. Wir lachen und erzählen und zwängen uns zu dritt in Umkleidekabinen und machen Fotos von verrückten Outfits – es ist der Hammer und sie sind einfach die Besten der Besten.

Meine Freundin, mit der ich mal eine Woche im Tessin verbracht habe und auch schon durch Amsterdam geradelt bin. Bei ihr fühle ich mich wohl, gut aufgehoben und mutig. Sie schleppt mich ins Theater 11 und und wenn ich spät dran bin, schreibt sie mir SMS, mit dem Wortlaut: „Dusch und komm, wann du kannst. Wir holen dich irgendwann irgendwo ab!“ (Manchmal brauche ich jemanden, der mir sagt, was ich tun soll… .)

Die Freundin aus dem Hallenbad, die mich in ihre Clique aufgenommen hat, weil sie das Gefühl hatte, ich müsse mehr unter die Leute. Jetzt sagt sie jede paar Wochen Bescheid, wenn sie ins Kino oder Essen gehen und ich darf mit!

Und der Mann meiner Freundin, der mir zwei Mal im Jahr die Autoreifen wechselt! Das ist so eine Hilfe für mich!

Die Nachbarn, deren Feuerschale wir gebrauchen dürfen – und wie wir sie gebrauchen!

Und unser Pastor, der uns nicht nur geistlich begleitet, sondern auch bei Computerproblemen hilft und mir schon x-Mal mein iPhone erklärt hat (ohne mich anzuschauen, als sei ich blöd, obwohl ich mich so fühle). Was für ein Geschenk!

Die zwei Frauen, mit denen ich mich regelmässig zum Gebet für unsere Kinder und ihre Schulen treffe und mit denen ich offen über mich und meine Kinder reden kann. Sie sind mir ein sicherer und wertvoller Ort geworden, den ich nicht missen möchte.

Die Gymnastikleiterin, die mir ein Jahr lang die Kurskosten erlassen hat, damit ich weiterhin in die Rücken- und Haltungsgymnastik gehen konnte, obwohl ich es mir während dieser Zeit nicht leisten konnte.

Es gibt noch mehr und ich habe meine Familie noch gar nicht erwähnt, aber ich komme mal hier zum Schluss.

Mir fällt auf, das mir die Güte Gottes immer wieder in Menschenform begegnet. Ganz praktisch. Gott legt Hand an, wenn er unsere Hände gebrauchen kann. Er hört zu, wenn er unsere Ohren dazu gebrauchen kann. Er segnet, wenn wir jemandem etwas Gutes tun. Er redet durch Blumen, Feuerholz oder eine Mahlzeit. Nichts ist umsonst.

Alles, was wir tun und auch nicht tun, redet, entweder im Guten oder im Schlechten. Gott ist nicht nur zu Weihnachten Mensch geworden; er wird jeden Tag durch uns Mensch. (Keine Ahnung wie theologisch korrekt das ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht ganz falsch ist :-))

Ihr merkt, ich war von so vielen tollen Menschen umgeben, dass ich nicht aufgeben konnte. Und sie waren einfach Freunde.

2 Gedanken zu „Trennungszeit 2 (oder: Ein Loblied auf Freunde)

  1. Sonja, you are blessed beyond measure! Even though we cannot be close to you to help you physically, we are so glad you have so many friends that lift you up and are such a joy, help and support to you.
    We love you, Mom

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