Trennungszeit 1

Ich habe den Eindruck, dass ich schon vieles aus der Trennungszeit und was alles damit verbunden war, vergessen habe.

Kürzlich versuchte ich mich wieder bewusst an diese Zeit zu erinnern. Hier sind ein paar Erinnerungsfetzen:

Der Termin vor der Richterin, wo es um die Trennung und die Finanzen ging. Zum Glück war unsere Beraterin als moralische Unterstützung dabei, denn es ging mir gar nicht gut. Ich war nur mässig vorbereitet, hatte, was die Finanzen betraf, nicht wirklich eine Ahnung und die Richterin war grausam streng zu uns, weswegen ich in Tränen ausgebrochen bin.

Danach immer wieder Telefonate um dies oder das abzuklären, Steuern, Versicherungen, Bankangelegenheiten, Telefonanrufe seiner Familie, die nicht wusste, dass wir uns getrennt hatten.

Und dann drei kleine Kinder, die versucht haben zu verstehen und doch nichts verstanden haben, die den Papa vermisst haben und ich alleine in all dem drin. Ich habe einfach versucht nicht unterzugehen.

Dann die Kleingruppe, die es gut meinte, aber mir manchmal nicht gut tat, mit ihren Gebeten für meinen Noch-Ehemann und für die Wiederherstellung der Ehe (die ich ja eben so nicht wollte…) und ich da mitten drin, die versuchte einfach zu überleben, auch unter Christen zu überleben.

Die Wochenenden an denen ich mich so allein gefühlt habe und keine Energie hatte mich bei irgendwem zu melden.

Es war eine sehr schwierige, emotional aufreibende Zeit.

Ich bin so froh, dass ich es hinter mir habe (zum grössten Teil), aber es war sehr sehr schwierig (und manchmal holt mich die Vergangenheit immer noch ein). Diese Zeit hat mich geprägt und geformt, mich gelehrt und ernüchtert. Jetzt bin ich dankbar. Dankbar, dass ich nicht untergegangen bin, dass ich überlebt habe, dass ich dankbar geblieben bin.

Kürzlich habe ich mich selbst überrascht, als ich dachte, dass ich sogar extrem dankbar für dieses Erlebnis der Trennung und inzwischen Scheidung bin. Es ist für mich ein wertvoller Schatz geworden. Ich habe gelernt, was ein Lebensstil der Vergebung bedeutet und was für ein Gewinn es ist nicht bitter zu werden. Ich habe viel Verständnis für andere Menschen, die ähnliches durchlebt haben und mein Herz ist weit geworden. Wenn das kein Geschenk ist!

„In einem sind wir uns aber ganz sicher. Für alle, die Gott lieben, gilt: Alles muss letzten Endes immer zum Besten laufen, denn Gott will das so und hat uns dazu auch ausgesucht.“ (Die Bibel)

13 Gedanken zu „Trennungszeit 1

  1. Sonja, I remember those times, and even though we were not there physically for you, we felt your pain and loneliness. It is a comfort to us that you came out on the other end a stronger, more compassionate woman. We love you all and know that all things, as you wrote, will turn out for good.

  2. Hallo liebe Sonja, Du hast eine große Begabung zu schreiben und Dich auszudrücken! Mich hat Dein Artikel über die Trennung sehr bewegt und ich glaube, es kann sehr vielen Frauen die das selbe erleben, helfen!
    Ich hatte vor vielen Jahren einen Artikel in der Lydia Zeitschrift, den Du über Deinen Aidskranken Mann geschrieben hast, gelesen und ich war auch sehr beeindruckt! Ich sah Dich als das kleine Mädchen in Chile und habe mich sehr gefreut, von Dir zu lesen, auch wenn es eine traurige Geschichte Deines Lebens war!
    Diese Schicksale prägen uns und führen uns nur stärker an des VATERS Herz oder? Einen festen abrazo y muchos besitos de RUTH

    • Danke für deine lieben Worte, Ruth. Es freut mich, dass wir nach so vielen Jahren wieder von einander hören. Ich kann mich noch gut an die Besuche bei euch Zuhause in Santiago und auch mal in Deutschland erinnern. Liebe Grüsse und einen lieben abrazo auch an dich!

  3. Ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern, in der ich da und dort dich und die Kinder und auf der anderen Seite auch teilweise Markus begleiten durfte. Das waren wirklich schwierige Tage, Wochen, Monate und Jahre! Ich bin dankbar, dass du nicht untergegangen bist und staune, was aus dieser schwierigen Zeit an Postitivem entstanden ist! Ich hoffe und glaube, dass dein weites Herz und die Einsicht, die Gott dir – auch durch diese schwierigen Erlebnisse – geschenkt hat, noch viele Menschen berühren wird und du dadurch für sie zum Segen wirst.

  4. Liebe Sonja,

    sitze in unserer gemütlichen Fewo, draussen ein grosser Baum mit Schnee bedeckt ein wunderbarer Ausblick. Der Schnee vergeht ja bald wieder, so können wir doch noch etwas wandern gehen.

    Habe Deinen Blog über die Trennung gelesen und es hat mich berührt und zum Weinen gebracht. Ja harte Zeiten sind oft Segenszeiten auch wenn wir das erst im Nachhinein sehen können. Ich bin froh Dich kennen zu dürfen und freue mich in Zukunft noch auf eine intensivere Zusammenarbeit.

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