Wenn Gott mir ein Parfüm schenkt

Ich unterhielt mich mit meiner Tochter. Das machen wir ab und zu :-). Aber an diesem Wochenende war es anders, weil ihre Geschwister nicht Zuhause waren und sie meine ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.

Wie es beim Reden so ist, kamen wir von einem Thema zum nächsten und ich erzählte von einer Bekannten, die auf Parfüm allergisch ist und dass ich zwar nur wenig Parfüm auftrage, aber fast jeden Tag und dass ich mir bald wieder eines kaufen müsste, weil das Fläschchen schon fast leer ist. Ich erzählte von meinem Lieblingsparfüm (Pleasures – Bloom von Estee Lauder, teuer und noch nie gekauft), von einem günstigeren Parfüm (Summer Edition von Escada, schon mal gekauft) und von meinem jetzigen Parfüm (Paris Eau de Printemps von YSL), dass ich von einer Freundin bekommen hatte.

Jana wollte es genauer wissen und ich erklärte, dass Monika sich nach langem Überlegen diese Parfüm gekauft hatte, aber es ihr dann doch nicht so gut gefiel. Jana machte grosse Augen: Wie kann man so was Teures kaufen und erst nachher feststellen, dass es einem nicht gefällt? Das war einfach zu erklären, denn wie sonst soll Gott es anstellen, wenn er mir ein Parfüm schenken will? Er schickt eine Freundin, die das für ihn erledigt. (Und manchmal ist ein Fehleinkauf gar kein Fehler!)

Gedanken zu Harry Potter – Teil 2

Ein Abschnitt aus dem ersten Harry Potter Buch, der mich fasziniert, ist der Bericht darüber, wie der Einladungsbrief von der Zaubererschule Hogwarts endlich Harry erreicht.

Nach dem Tod seiner Eltern wird Harry von seiner Tante und ihrer Familie, den Dursleys, aufgenommen. Die Dursleys wollen mit der magischen Welt nichts zu tun haben, verschweigen Harry seine Verbindung zur magischen Welt und behandeln ihn sehr schlecht. Als Harry zu seinem elften Geburtstag eine Einladung von der Zauberschule Hogwarts geschickt wird, unternehmen die Dursleys alles, um zu verhindern, dass diese Einladung Harry erreicht.

Die schlechte Behandlung von Harry äussert sich unter anderem darin, dass er kein eigenes Zimmer hat, sondern im Schrank unter der Treppe schläft. Der erste Brief von Hogwarts an Harry ist folgendermassen adressiert:

Mr. H. Potter, Im Schrank unter der Treppe, Ligusterweg 4, Little Whinging, Surrey

Mr. Dursley will Harry verklickern, dass der Brief ein Versehen war. Aber es war kein Versehen. Wenn Gott uns anspricht, ist es kein Versehen. Egal, wie vergessen wir uns fühlen. Egal, wie sehr wir uns von Gott entfernt fühlen. Egal, wohin uns unsere Entscheidungen oder die Entscheidungen anderer Menschen gebracht haben. Es ist kein Versehen, wenn Gott uns anspricht und er weiss auch ganz genau, wo wir zu finden sind.

Den Dursleys war es peinlich, dass anscheinend bekannt war, dass Harry im Schrank unter der Treppe schläft und Harry wird im zweiten Kinderzimmer einquartiert. Da die Dursleys verhindert haben, dass Harry den ersten Brief bekommt, kommt ein zweiter Brief, adressiert an:

Mr. H. Potter, Das Kleinstes Schlafzimmer, Ligusterweg 4 …

Die Dursleys vernichten und entsorgen weiterhin jeden Brief (und es kommen viele). Als eine wahre Flut von Briefen ins Haus flattern, fliehen die Dursleys mitsamt Harry in ein Hotel. Aber auch dort kommen Briefe an, adressiert an:

Mr. H. Potter, Zimmer 17, Hotel zum Bahnblick, Cokeworth

Als letzte Massnahme übernachten sie in einer modrigen Hütte auf einer Felsinsel im Meer. Die Dursleys nehmen das einzige Bett und das Sofa in Beschlag und Harry bleibt nichts anderes übrig als sich auf den Fussboden schlafen zu legen. Ein Sturm kommt auf und die Dursley wähnen sich in Sicherheit vor der (für sie) bedrohenden Post. Aber um Mitternacht pünktlich zu Harrys elften Geburtstag hämmert jemand gegen die Holztüre der Hütte und überbringt Harry den Brief, den er tatsächlich zu lesen bekommt, adressiert an:

Mr. H. Potter, Der Fussboden, Hütte-auf-dem-Fels, Das Meer

Dieses Bild begeistert mich. Gott weiss immer, wo wir zu finden sind. Er sucht uns immer. Und wenn er uns sucht, wird er uns auch finden. Ist es nicht beruhigend zu wissen, dass Gott, der Schöpfer meines Lebens, genau weiss, wo ich zu finden bin. Nichts überrascht ihn, nichts entgeht ihm. Liebevoll sucht und sucht er, bis er uns gefunden hat. Oder bis wir uns finden lassen, denn er zwängt sich niemandem auf. Er kennt meine Adresse ganz genau!

In der weiteren Geschichte wird auch klar, dass der Schulleitung wohl bewusst war, dass Harry (etwa 10 Jahre lang) schlecht behandelt wurde. Aber gerade wegen seiner schwierigen Kindheit wird er zu einem sehr feinfühligen und dankbaren Jungen mit einem guten Charakter. Bei Gott ist es genauso: Gott weiss genau, wie du behandelt wirst. Er kennt jedes Unrecht, dass dir angetan wurde. Ihm entgeht kein Leid, dass du erlebst. Ihm entgeht nichts und er wird auch durch nichts überrascht. Die Zeit, in der er nicht (sichtbar) handelt, formt und verändert uns – und wir entscheiden in welche Richtung die Veränderung geht. Auch wenn wir das Gefühl haben, dass uns diese Zeit nicht gut tut und wir etwas Besseres verdient hätten, ist sie zu etwas gut: Sie zeigt, was in uns steckt. Im besten Fall wird das, was nichts wert ist, wegfallen. Das was echt ist, wird stärker. Aber nie ist diese Zeit umsonst oder vergebens. Diese Zeit formt uns und macht uns zu dem, was wir sind. Wir werden barmherziger, stärker, gütiger, feinfühliger und mit einem weiteren Herzen aus dieser Zeit hervorgehen oder wir verbittern (was ich niemandem empfehlen würde). Im Wissen, dass Gott durch nichts überrascht wird, dass er uns sieht und hört und weiss was läuft, bekommen wir Mut, die schwierigen Zeiten unseres Lebens zu bestehen. (Falls das Leben für dich noch nicht schwierig geworden ist – die Herausforderungen werden noch früh genug kommen, ja, das werden sie.)

Trennungszeit 2 (oder: Ein Loblied auf Freunde)

Nachdem ich kürzlich in einem Post mit dem Titel „Trennungszeit“ auf die schwierigen und negativen Erlebnisse dieser Zeit eingegangen bin, sind mir die schönen und positiven Erlebnisse dieser Zeit eingefallen. Die positiven Erinnerungen haben allesamt mit Menschen zu tun, die mir mit ihrer Art gut getan haben und die mir Freunde waren und noch sind.

Ich habe übrigens gerade gehört, dass Elie Wiesel auf die Frage, wie er die grausame Zeit im KZ überstanden habe, geantwortet hat: „Gott und Freunde.“ Das kann ich nur bestätigen. In meiner Auflistung kommen viele Freunde vor.

Da ist mal meine Freundin, die mich zum Geburtstag immer in ein Restaurant einlädt. Das schätze ich jedes Jahr sehr, weil ich sonst nie zum Essen ausgeführt werde. Und auf diese Weise lernte ich in den letzten Jahren sogar ein paar neue Restaurants in Zürich kennen. Sie hat mir auch schon meinen Eingangsbereich mit Frühlingsblumen verschönert und oft bringt sie mir aus den Ferien etwas mit – was mich jedes Mal total überrascht, aber so gut tut, denn, so erlebe ich ganz praktisch, dass jemand an mich denkt.

Und dann meine Freundinnen aus dem Appenzellerland, die mich auch immer wieder motivieren, sei es für einen Kinobesuch, ein Essen, eine Museumsnacht. Die mir durch ihr Organisationstalent bereits ein langes Wochenende in Barcelona und Stockholm ermöglicht haben und mich dieses Jahr auf eine Wanderwoche im Jura mitnehmen. In diesen Zeiten mit meinen Freundinnen atme und tanke ich auf. Wir lachen und erzählen und zwängen uns zu dritt in Umkleidekabinen und machen Fotos von verrückten Outfits – es ist der Hammer und sie sind einfach die Besten der Besten.

Meine Freundin, mit der ich mal eine Woche im Tessin verbracht habe und auch schon durch Amsterdam geradelt bin. Bei ihr fühle ich mich wohl, gut aufgehoben und mutig. Sie schleppt mich ins Theater 11 und und wenn ich spät dran bin, schreibt sie mir SMS, mit dem Wortlaut: „Dusch und komm, wann du kannst. Wir holen dich irgendwann irgendwo ab!“ (Manchmal brauche ich jemanden, der mir sagt, was ich tun soll… .)

Die Freundin aus dem Hallenbad, die mich in ihre Clique aufgenommen hat, weil sie das Gefühl hatte, ich müsse mehr unter die Leute. Jetzt sagt sie jede paar Wochen Bescheid, wenn sie ins Kino oder Essen gehen und ich darf mit!

Und der Mann meiner Freundin, der mir zwei Mal im Jahr die Autoreifen wechselt! Das ist so eine Hilfe für mich!

Die Nachbarn, deren Feuerschale wir gebrauchen dürfen – und wie wir sie gebrauchen!

Und unser Pastor, der uns nicht nur geistlich begleitet, sondern auch bei Computerproblemen hilft und mir schon x-Mal mein iPhone erklärt hat (ohne mich anzuschauen, als sei ich blöd, obwohl ich mich so fühle). Was für ein Geschenk!

Die zwei Frauen, mit denen ich mich regelmässig zum Gebet für unsere Kinder und ihre Schulen treffe und mit denen ich offen über mich und meine Kinder reden kann. Sie sind mir ein sicherer und wertvoller Ort geworden, den ich nicht missen möchte.

Die Gymnastikleiterin, die mir ein Jahr lang die Kurskosten erlassen hat, damit ich weiterhin in die Rücken- und Haltungsgymnastik gehen konnte, obwohl ich es mir während dieser Zeit nicht leisten konnte.

Es gibt noch mehr und ich habe meine Familie noch gar nicht erwähnt, aber ich komme mal hier zum Schluss.

Mir fällt auf, das mir die Güte Gottes immer wieder in Menschenform begegnet. Ganz praktisch. Gott legt Hand an, wenn er unsere Hände gebrauchen kann. Er hört zu, wenn er unsere Ohren dazu gebrauchen kann. Er segnet, wenn wir jemandem etwas Gutes tun. Er redet durch Blumen, Feuerholz oder eine Mahlzeit. Nichts ist umsonst.

Alles, was wir tun und auch nicht tun, redet, entweder im Guten oder im Schlechten. Gott ist nicht nur zu Weihnachten Mensch geworden; er wird jeden Tag durch uns Mensch. (Keine Ahnung wie theologisch korrekt das ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht ganz falsch ist :-))

Ihr merkt, ich war von so vielen tollen Menschen umgeben, dass ich nicht aufgeben konnte. Und sie waren einfach Freunde.