Trennungszeit 3

Ich habe mir in den letzten paar Wochen viele Gedanken zu meiner Trennung und Scheidung gemacht (zu diesem Thema ein Seminar besucht und auch Artikel gelesen) und dazu drei Artikel verfasst. Da in meinem Freundeskreis Trennung gerade ein Thema ist, werde ich diese Artikel in den nächsten Wochen posten.

Als sich vor Jahren ein befreundetes Ehepaar getrennt hatte, war mein erster Gedanke: „Er (der Partner, der gegangen war) hat einfach aufgegeben“. Inzwischen, also seit meiner Trennung und Scheidung, reagiere ich auf solche Nachrichten viel differenzierter. Aber wie soll man reagieren, wenn man jahrelang der Meinung war, dass die Wiederherstellung einer Ehe immer möglich ist, wenn man nur will und mit Gottes Hilfe sowie so.

Ich war lange gefangen in meiner idealisierten Vorstellung von Ehe – und vom Glauben. In meiner ersten Ehe, die sehr gut war, musste ich mich auch nicht mit solch schwierigen Fragen rumschlagen (und das sage ich mit einem Augenzwinkern, denn); mein Mann war zwar am Sterben, aber unsere Beziehung war bis zum Schluss intakt. Unsere Ehe war tief, liebevoll, nicht ohne Schwierigkeiten, aber echt und echt gut. Ich bin inzwischen der Meinung, dass die Menschen, die nur eine gute Ehe kennen nicht wirklich oder kaum verstehen können, warum eine Ehe zerbrechen kann. Oder warum ein Mensch an seiner Ehe zerbrechen kann. Oder warum man am Ideal zerbrechen kann.

Inzwischen weiss ich, dass solche Dinge passieren können und passieren werden. Und ich habe gelernt es stehen zu lassen. Ich muss nicht alles zurecht rücken. Ich muss nicht tausend super gut gemeinte Ratschläge weitergeben. Ich kann lieben. Ich kann die betroffenen Personen wertschätzen. Ich kann auch meinen Mund halten, anstatt zu richten. Ich muss nicht urteilen, auch nicht durch mein Schweigen.

Folgendes Zitat habe ich irgendwo gelesen oder gehört, weiss aber leider nicht mehr wo:

„There are situations you can’t fix. You can just be there for someone. And sometimes that can be a lot harder than doing something.“

Also: „Es gibt Probleme, die man nicht lösen kann. Man kann nur für die betroffenen Menschen dasein. Und manchmal ist das viel schwieriger als etwas zu tun.“

5 Gedanken zu „Trennungszeit 3

  1. Ja. Genau. Oft meine ich zu schnell, zu wissen wie etwas ist oder sein sollte. Gott hat ein ja zu mir, so wie ich jetzt gerade bin. Er mag mich heute. Fehler hin oder her. Diese sind sowieso nicht in seinem Fokus.
    Er sieht mich mit seinen Augen.
    LG Ha

  2. Liebe Sonja,
    Wie Paulus sagt, ist alles Stückwerk. Wie und was wir leben, erfahren und erkennen. Und schlussendlich Umsetzen. Dazu gehört immer ein Schritt der Vergebung, Liebe und Bereit sein, Verantwortung anzunehmen. Auch nach mehrfachem Straucheln. Mit mehrfach meine ich wirklich oft. Sehr oft… am Tag???
    In meiner Ehe habe ich zwei mal richtig versagt. Und zwar so, dass auch meine Umgebung keine Chance hatte, mir Hilfestellung zu geben. Allerdings hätte ich diese auch nicht angenommen.
    Das erste mal war ich sehr naiv und Egozentrisch. Im Moment des Versagens erkannte ich das nicht und suchte die Schuld nicht bei mir.
    Durch Gottes grosse Gnade erhielt ich nach der Trennung von einem Jahr eine neue Chance und ein neues Leben. Diese Prüfung hat mich und meine Beziehung zu Gott grundlegend verändert.
    Jahre danach versagte ich erneut.
    Diesmal war es mein Stolz. Wie es in Gottes Wort heisst, kommt der Stoz vor dem Fall. Im freien Fall viel ich schlussendlich in Gottes Hand und bin sehr knapp dem Tode entkommen. In letzter Minute, ich glaubte schon gar nicht mehr richtig daran, erreichte mich Gottes Gnade erneut und seine übernatürliche Kraft und Hand bewahrten mich, zu früh in die Ewigkeit zu gehen. Vermutlich wäre ich verloren gegangen. Denn der Fein kommt um zu verführen, zu stehlen und zu morden. Und vom letztern trennten mich nur noch ein paar Sekunden. Ich habe mich bereits zerschmettert an einer Klippe gesehen.
    Meine erneute Rettung war übernatürlich, und zeigte mir erneute die wunderbare Gnade Gottes. Ohne zu wissen, wie und was mir geschehen würde, bat ich Gott erneut um Vergebung. So tief und so zerbrochen wie noch nie. Und so möchte ich mein Leben vor Gott weiterführen.
    Alsbald baute mich Gott wieder auf.
    Diesmal verstand ich die Ehe als einen Bund von Gott her gesegnet und verstehe die grosse Verantwortung, mit der ein solcher Bund einhergeht. Klar, dass ich diese Verantwortung nicht im Ansatz allein tragen kann, Geschweige den Meistern. Aber ich ich mein Vertrauen jeden Tag auf Gott bauen und er ist treu und hilft mir und meiner wunderbaren Frau, die an meiner Seite alle meine Tiefen mit ertragen und mit getragen hat.
    Diese Prüfungen wünsche ich niemandem. Heute erscheint es uns ebenso schwer, um Vergebung zu bitten, wie auch Vergebung annehmen zu können.
    Über dem allem lässt es sich schlussendlich nur aus der Gnade und unendlich grossen Liebe Gottes leben. Alles andere ist Detail und führt schlussendlich am Ziel vorbei.
    Dies ist nicht als absolut zu verstehen.
    Dies ist allein „mein“ Prozess um Gott zu erkennen und ihm näher zu kommen. Und Gott sei Dank darf ich das mit meiner Frau. Ein Geschenk Gottes an meiner Seite. Sie ergänzt mich nicht nur, sondern ist der lebendige Beweis von Gottes Fürsorge und Liebe zu mir.
    So erlebe ich es und hoffe es dient als Denkanstoss und als Ermutigung.
    Allen wünsche ich Gottes reichen Segen

  3. Sonja, ich finde es super und mutig dass du diesen ehrlichen Artikel geschrieben hast. Danke, du wirst ein grosser Segen sein für viele! Herzlich Annemarie

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